Deputy Medical Director, National Cancer Centre Singapore
Toh Han Chong wurde für die Entwicklung und den Aufbau eines Krebs-Immuntherapie-Programms in Singapur mit dem National Outstanding Clinician Scientist Award 2018 ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Cancer Immunotherapy-Fakultät der European Society of Medical Oncology. Zudem hat er mehr als 120 Peer-Review-Paper veröffentlicht, u. a. in den Zeitschriften New England Journal of Medicine, Nature Reviews Clinical Oncology, Nature Genetics, Lancet Oncology, Journal of Clinical Oncology, Journal of Clinical Investigation, Journal of Hepatology, Molecular Therapy, Clinical Cancer Research und Cancer Gene Therapy.
Krebsforschung ist mir wichtig, weil ...
sie einem wirklich das Gefühl gibt, auf den Schultern von Riesen zu stehen, mit einem Panoramaausblick über endlose Möglichkeiten bis zum Horizont. Meine aktive Rolle in der Krebsforschung verleiht meiner Arbeit als medizinischer Onkologe, der Krebspatientinnen und -patienten betreut, wesentlich mehr Tiefe. Und es macht große Hoffnung, die vielen Fortschritte zu sehen.
Die Person, die mich in meiner Karriere am stärksten beeinflusst hat, war ...
mein Vater, Dr. Charles Toh. Er war der erste Kardiologe in Singapur. Er wird dieses Jahr 91 Jahre alt und arbeitet noch immer an 7 Tagen pro Woche im Mount Elizabeth Hospital! Er glaubt fest daran, dass die Forschung für die Verbesserung von Medizin und Gesundheitsversorgung von zentraler Bedeutung ist.
Wenn ich meine Karriere noch einmal von vorn beginnen könnte ...
Ich denke, dass es im Leben und der Karriere nicht darum gehen sollte, zu überlegen, was man hätte anders machen können. Die Erfolge, Rückschläge, Fortschritte, Enttäuschungen, Hindernisse, Überraschungen, hilfreichen Hände und glücklichen Fügungen tragen alle ihren Teil dazu bei, uns stärker und weiser zu machen. Das Leben ist wie eine Schachtel (Milch-)Pralinen! Als Kind habe ich davon geträumt, Filmemacher, Schriftsteller oder Architekt zu werden, aber heute bin ich als klinischer Wissenschaftler und medizinischer Onkologe glücklich.
Der glücklichste Moment in meiner wissenschaftlichen Karriere war ...
Tatsächlich war der glücklichste Moment in der Weihnachtszeit 2013, als die Krebs-Immuntherapie in Science als Breakthrough of the Year (Durchbruch des Jahres) gekürt wurde. Damals war ich bereits 15 Jahre auf dem Gebiet tätig, und es gab so viel Zweifel an seinem klinischen Nutzen. Ich habe mich sehr für meine Mentoren gefreut, die schon viel länger an der Krebs-Immuntherapie gearbeitet haben.
Die wichtigste Publikation auf dem Gebiet der Krebsforschung ist ...
Da eine Entscheidung zu treffen, ist schwierig – es gibt so viele! Und all die einzelnen Puzzleteile fügen sich zu einem immer klareren, schärferen Bild zusammen! Ich würde sagen, dass die wichtigste Publikation, nicht nur auf dem Gebiet der Krebsforschung, sondern in der biomedizinischen Wissenschaft insgesamt, das Nature-Paper von James Watson und Francis Crick von 1953 ist, in dem erstmals die Struktur und biologische Signifikanz der DNA beschrieben wurde.
Der wichtigste Forschungsdurchbruch ist …
Hoffentlich wird er bald kommen (lacht).
Der wichtigste Fortschritt in der Krebsforschung, der in den nächsten fünf Jahren realisiert werden muss …
Diese Frage sollten Sie lieber Nobelpreisträgern oder Führungskräften in der Biopharmazie stellen als einem einfachen Sterblichen wie mir (lacht). Ich denke, eine der wichtigsten Strategien ist eine noch ausgeklügeltere „Umrüstung“ von Immunzellen für die Therapie und ein tieferes Verständnis für die Schnittstellen in der Immun-Tumor-Mikroumgebung und wie sich die Komponenten untereinander beeinflussen. Eine andere ist die Fähigkeit, selbst kleinste Mengen an Krebs in einem viel früheren Stadium zuverlässig nachweisen zu können. Die neuesten zukunftsweisenden Technologien zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs wurden disziplinübergreifend und sehr wirksam zur Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen eingesetzt, mit denen nun weltweit Massenimpfungen durchgeführt werden.
Wie sich Gesellschaften in den nächsten 10 Jahren verändern sollten, um Kontrolle und Prävention von Krebs zu unterstützen …
Wesentlich weiter reichende, einfache Maßnahmen wie Änderungen der Ernährung und des Lebensstils, eine stärkere nationale Politik zur Bekämpfung des Rauchens, insbesondere in Ländern mit einer hohen Raucherquote, und Investitionen in die Erforschung präventiver medikamentöser Maßnahmen wie entzündungshemmender Wirkstoffe. In einigen Entwicklungsländern gibt es noch nicht einmal Routine-Untersuchungen wie Zervixabstriche und Mammographien.
Jungen Wissenschaftlern würde ich empfehlen …
Fehler sollten nicht als Feind sondern als Freund betrachtet werden. Lernt aus Rückschlägen, kommt aus ihnen gestärkt hervor, liebt die Entdeckungsreise und das Schaffen neuen Wissens, und habt immer einen Traum, eine Vision und eine Hoffnung. Findet einen guten und weisen Mentor, der euch gut anleiten kann. Und verpasst in einer Sackgasse nicht den Punkt, an dem ihr umkehren und einen neuen Weg suchen müsst. Oder ebnet euch einfach euren eigenen Weg!
Ich möchte, dass man sich dafür an mich erinnert …
ich ein guter Arzt war, der anderen helfen konnte und im Krebsuniversum eine Spur hinterlassen hat.
Dr. Toh Han Chong
Dr. Toh Han Chong ist Deputy Medical Director am National Cancer Centre Singapore (NCCS), Associate Professor beim Cancer & Stem Cell Biology Program und SingHealth-Duke Global Health Institute, Duke-NUS und außerordentlicher PI im Singapore Immunology Network, A*STAR. Dr. Toh erwarb seinen Abschluss als Intercalated Bachelor of Science in “Infection and Immunity” an der St Mary’s Hospital Medical School der University of London, VK und promovierte als Arzt an der University of Cambridge, VK. 2003 wurde Dr. Toh Fellow am Royal College of Physicians. Seine Weiterbildung auf dem Gebiet der medizinischen Onkologie absolvierte er am Singapore General Hospital, am Massachusetts General Hospital und an der Harvard Medical School, Boston, USA. Anschließend absolvierte er ein Forschungsstipendium auf dem Gebiet der Krebs-Immuntherapie am Center for Cell and Gene Therapy, Baylor College of Medicine, Houston, Texas, USA. Er ist Alumnus des Harvard Business School General Management Program.